In Hessen gibt es die Möglichkeit für „Nichtvertragsärzte“ KV Dienste zu machen, indem man teilnimmt an einem Organisationsseminar (halber Tag), bei dem organisatorische Sachen, u.a. Abrechnung erklärt wird und zusätzlich Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ODER ein zweieinhalbtägiger Wochenendkurs von Freitagabend bis Sonntag, bei dem ein allgemeinmedizinischer/notfallmedizinischer Reanimation-Rundumschlag behandelt wird. Wenn ich mich recht erinnere ist ein Jahr klinische Erfahrung verlangt - würde aber dringend zu mehr Erfahrung raten.
Was die Dienste selbst anbelangt: viel Akutmedizin allgemeiner Art: Husten, Schnupfen, Rückenschmerz, kleine Wundeprobleme, Schwangere mit allerlei Symptomen oder junge Paare als Pille-danach-suchende (vielleicht jetzt weniger), oder einfach nur jemand, der sich sein Medikament verschreiben lassen möchte, weil Hausarzt zuhat oder das Asthmaspray abgelaufen ist, Augenprobleme, Zeckenstiche, weniger Thoraxschmerzen als gedacht. Allerdings auch nicht selten Babys und Kinder - Kinderärztliche Notdienste gibt es nicht überall oder sind hoffnungslos überlaufen.
Wenn man die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin hat, kennt man zumindest das Hausbesuchsartige Setting und lösen vor Ort/ambulant. Jedoch sollte man schon wissen: kein Labor, kein Röntgen, vielleicht EKG, vielleicht sogar Sono.
Immerhin versteht man dann als Klinikarzt aber auch besser, warum der ärztliche Notdienst leider manchmal großzügig Krankenhaus-Einweisungen schreibt.
Solche KV-Dienste können durch die Reformen und vergrößerten Gebiete ganz schön anstrengend sein, aber weniger als Klinikdienste. Macht großen Spaß, wenn man mit den vielen Problemfällen halbwegs zurecht kommt. Kann aber nur dringend raten, vorher noch ein paar Tage in einer Kinderarztpraxis und einer Hausarztpraxis zu famulieren, um Behandlung von Kinderns und ambulante Vorgehensweisen zu lernen. Die Kurse waren da nicht so hilfreich.