Ja, sofern die Zeit bleibt. Bleibt sie das bei euch häufig?
Ja, sofern die Zeit bleibt. Bleibt sie das bei euch häufig?
Erstmal sollten wir versuchen mit der Tochter herauszufinden was der mutmaßliche Patientenwille ist. Denn um den geht es doch hier, nicht ob die Tochter will oder nicht oder was ich will. Da ist sie im Moment die kompetenteste Ansprechpartnerin, die wir haben.
Und dann gibt es nur zwei praktikable Möglichkeiten: Krankenhaus mit iv-Antibiose (ggf. unter Ausschluss intensivmedizinischer Maßnahmen) oder zu Hause lassen ohne Antibiose. Dann würde ich aber auch keine iv-Flüssigkeit machen. Ist die Tochter überfordert? Wir wissen es nicht. Nur die Bitte, die sie Skywalker gegenüber äußert ist doch kein Beweis, dass sie überfordert ist?! Ich finde, es ist aus Laiensicht eine respektable Idee, die sie da äußert, aber eben so nicht umsetzbar. Das müssen wir ihr erklären. Und wenn die Entscheidung dann gegen die Antibiotika-Therapie lautet darf die Mutter gerne zu Hause in Anwesenheit ihrer Tochter versterben. Ich brauche doch nicht für jede sterbende alte Frau ein Krankenhausbett, eine Palliativstation oder eine ambulante Palliativversorgung.
"Wir hatten Zeit. Er, weil er alt, ich, weil ich jung war."
Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Haben wir hier vermutlich nicht (wobei, auszuschließen ist es nicht) - es ist schwierig, ja. Aber muss ich wirklich jeden Menschen in die Klinik bringen, nur weil ich es kann?
In diesem Fall hätte man notfalls noch die Nachbarin (die Ärztin) interviewen können, wie die die alte Dame so einschätzt. Selber äußern, zumindest in adäquatem Maße, scheint sie sich ja nicht mehr zu können.
Mutmaßlicher Patientenwillen ist eben oft nicht mehr einfach rauszubekommen.
Skywalker, wie ging das denn nun bei dir weiter?
Geändert von Solara (08.11.2015 um 14:43 Uhr)
Also: kurz vorab: wenn man da nachts draußen bei den Patienten im Wohnzimmer steht ist es oft noch wesentlich schwieriger, gute Entscheidungen zu treffen als zuhause in der Theorie vorm PC oder auch in der Klinik (hier hat man in der Regel Labor, EKG, etc als Entshceidungsfindung + sofort Kollegenmeinungen (hintergrund)).
Ich habe an diesem Abend die i.v. Antibiose aus der nächste Klinik holen lassen, habe dem Diensthabenden mit einer Einweisung, also Arbeit für Ihn, ge"droht", falls ich keine Therapie zu hause durchführen könnte, darauf hin durften wir gerne die i.v. Antibiose abholen (durch den Schwiegersohn). Habe daraufhin Volumen gegeben und die Antibiose. Mir war klar, dass ich hier kein stringentes Konzept hatte, in diesem Moment erschien mir dieses Vorgehen als die beste Lösung. Ich habe dann am Folgetag die Tochter nochmals angerufen, der Zustand hat sich durch meine Maßnahmen nicht verändert.
Am nächsten Tag hat der Hausarzt die Tochter überzeugt, dass eine Behandlung in der Klinik das sinnvollste ist, es kam zur Einweisung. Den Verlauf kenne ich nicht.
Wahrscheinlich hätte ich die von Evil aufgezeigten zwei Möglichkeiten, welche für sich jeweils konsequent gewesen wäre, aufzeigen müssen und dann auf eine klare Entscheidung hinarbeiten sollen. Im Notdienst bei unbekannten Patienten sollte man wahrscheinlich alleine aus Eigenschutz tendenziell schneller Einweisen.
Ich danke für die gute Diskussion hier, war sehr lehrreich für mich!