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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo,

    ich werde im kommenden Frühjahr ins PJ gehen. Im Studium fand ich Neuro bzw. die Fächer, die auch damit assoziiert sind, ganz spannend, hab aber nicht ernsthaft an Neuro als mögliches Weiterbildungsfach gedacht. Dementsprechend basieren meine Erfahrungen bzgl. des Alltags der Neurologen in der Klinik nur auf den wenigen Tagen des Semesterpraktikums.

    Da sich die Perspektive nun geändert hat, überlege ich Neuro im PJ als Wahlfach zu nehmen. Würde mich freuen, wenn sich hier im Forum einige Neurologen oder auch ehemalige Neurologen finden, die (vielleicht auch ausführlicher) von ihren Erfahrungen in dem Fach berichten möchten.

    Speziell interessieren mich folgende Aspekte:

    1. Wie ist der durchschnittliche Tagesablauf?
    2. Welche Voraussetzungen erachtet ihr als besonders wichtig?
    3. Was gefällt euch besonders gut an eurem Job?
    4. Habt ihr mit dem Gedanken gespielt das Fach doch zu wechseln? Wenn ja, warum? Bzw. falls geschehen,warum habt ihr der Neurologie den Rücken gekehrt?
    5. Die Arbeitszeiten. Habe aus bisherigen Gesprächen und Schilderungen den Eindruck mitgenommen, dass Neurologie per se täglich Überstunden bedeutet. Wird diese Meinung geteilt oder ist das wieder eine Frage des Managements/der Organisation in der jeweiligen Abteilung?

    Vielleicht noch an diejenigen, die bereits das PJ in der Neuro gemacht haben:
    1. Was waren eure Aufgaben als PJler?
    2. Habt ihr am Ende des Tertials gedacht: "Hätte ich das mal am Anfang des Tertials schon gewusst/gekonnt!“ bzw. „Würde ich das Tertial nochmal machen, würde ich unbedingt das oder das machen/lernen/nicht machen!“?…Wenn ja, was?


    Vielen Dank schonmal. Freue mich über jede Info und jeden Erfahrungsbericht. :0



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  2. #2
    Registrierter Benutzer
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    Ort
    Hannover
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    Ich bin mal 3 Monate in unsere Neurologie rotiert. Zusammenfassend kann ich sagen:
    Sehr interessante Krankheitsbilder. Immer wieder Überschneidungen mit der Psychiatrie. Die Therapiemöglichkeiten sind leider generell sehr eingeschränkt. Wenig Notfälle (Strokes mal ausgenommen, aber mit denen kann man nach 3 Wochen sowieso umgehen ).



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  3. #3
    Platin Mitglied
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    19.05.2004
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    680
    Zitat Zitat von mountainview Beitrag anzeigen
    Hallo,

    ich werde im kommenden Frühjahr ins PJ gehen. Im Studium fand ich Neuro bzw. die Fächer, die auch damit assoziiert sind, ganz spannend, hab aber nicht ernsthaft an Neuro als mögliches Weiterbildungsfach gedacht. Dementsprechend basieren meine Erfahrungen bzgl. des Alltags der Neurologen in der Klinik nur auf den wenigen Tagen des Semesterpraktikums.

    Da sich die Perspektive nun geändert hat, überlege ich Neuro im PJ als Wahlfach zu nehmen. Würde mich freuen, wenn sich hier im Forum einige Neurologen oder auch ehemalige Neurologen finden, die (vielleicht auch ausführlicher) von ihren Erfahrungen in dem Fach berichten möchten.

    Speziell interessieren mich folgende Aspekte:

    1. Wie ist der durchschnittliche Tagesablauf?
    2. Welche Voraussetzungen erachtet ihr als besonders wichtig?
    3. Was gefällt euch besonders gut an eurem Job?
    4. Habt ihr mit dem Gedanken gespielt das Fach doch zu wechseln? Wenn ja, warum? Bzw. falls geschehen,warum habt ihr der Neurologie den Rücken gekehrt?
    5. Die Arbeitszeiten. Habe aus bisherigen Gesprächen und Schilderungen den Eindruck mitgenommen, dass Neurologie per se täglich Überstunden bedeutet. Wird diese Meinung geteilt oder ist das wieder eine Frage des Managements/der Organisation in der jeweiligen Abteilung?

    Vielleicht noch an diejenigen, die bereits das PJ in der Neuro gemacht haben:
    1. Was waren eure Aufgaben als PJler?
    2. Habt ihr am Ende des Tertials gedacht: "Hätte ich das mal am Anfang des Tertials schon gewusst/gekonnt!“ bzw. „Würde ich das Tertial nochmal machen, würde ich unbedingt das oder das machen/lernen/nicht machen!“?…Wenn ja, was?


    Vielen Dank schonmal. Freue mich über jede Info und jeden Erfahrungsbericht. :0
    1) Naja, kommt doch sehr auf Klinik und Station an, oder? Ist ja je nach Ort unterschiedlich organisiert. Ähnlich wie auch in der Inneren. Ankommen auf Station, mit Pflege/Nachtdiensthabenden kurz besprechen, ob es was akutes gibt, kurzen Überblick über Neuaufnahmen und geplante Aufnahmen sowie Entlassungen machen, Frühbesprechung, danach Blutentnahmen und wichtige Untersuchungen anmelden sowie Visite vorbereiten (Untersuchungsergebnisse und Labor sichten), Visite, elektive Eintritte aufnehmen, Mittagspause vor oder nach den Aufnahmen, ggfs. LPs und weitere Untersuchungen anmelden, neue Patienten und Probleme bei anderen Patienten mit OA besprechen, Angehörigengespräche, Entlassungen vorbereiten. Hab ich was vergessen? Zwischendurch oder danach etwaige weitere Fortbildungen/Boards/Röntgenbesprechungen.

    ad 2: Interesse am einem Fach mit viel Patientenkontakt, keine Abneigung gegen gründliche Anamnesen und körperliche Untersuchungen Hohe Anteil an Notfallpatienten, zumind. in grossen Akutversorgern, daher eine gewisse Stressresistenz sicherlich von Vorteil. Ist aber ja in anderen grossen Akutfächern nicht zwingend anders.

    ad 3: Sehr hohe Bedeutung der Faktoren Anamnese und Untersuchung, hoher Anteil an Notfallpatienten, neben Routine verhältnismässig hoher Anteil an "spannender" (sei es diagnostisch-ätiologisch oder auch nur diagnostisch-neurotopologisch) Fälle. Und auch nach fast 10 J im Beruf gibt es noch so viel, was ich lernen kann in diesem Fach.

    ad 4: ja, kurz, während meiner intensivmedizinischen Zeit. Sprächen opthalmologische Altlasten nicht dagegen, hätte mich auch NCH sehr gereizt, obgleich ich keine Ahnung habe, ob mein handwerkliches Geschick nicht ein limitierenden Faktor gewesen wäre

    ad 5: Erste Klinik: Schwerpunkthaus, sehr wenig Überstunden nach dem 1 WBJ.
    Zweite Klinik: Uniklinik, relativ überschaubare Überstundenzahl, denke ich.
    Dritte Klinik: Narrenturmjahr, 0 Überstunden.
    Vierte Klinik: Intensiv, Uniklinik: Schichtarbeit, keine Überstunden, aber mit Abstand höchste Arbeitsbelastung (50h/W im Schnitt, jedoch sehr unregelmässig von Wochen frei bis 96 h in 1 W) und Dienstmodelle jenseits der Menschlichkeit. Aber sehr lehrreiche Zeit.
    Fünfte Klinik: Nicht-universitärer Maximalversorger, OA: formal keine Überstunden da recht arbeitsgeberfreundliche Verträge, wird sich ändern

    Im Vgl. jeweils zu den anderen Fächern in den selber Häusern würde ich sagen, dass NCH/UCH/VCH meist mehr Überstunden geschoben haben. Internisten hatten häufig ähnliche Überstunden, aber im Notfall geringe Arbeitsbelastung da geschichtelt während wir 24 h alleine hatten und sicher 1/3 der Notfälle betreut haben in der Zeit wo sich 5 Internisten abgewechselt haben.

    Also: es ist ein Akutfach, die grossen Kliniken akquirieren das Gros der Patienten über den Notfall, daher dort hohe Arbeitsbelastung und im Schnitt kleinere Abteilung als beispielsweise Innere. Aber es geht schlimmer... nach einem gewissen Erfahrungsaufbau und Fähigkeit der Selbstorganisation sollte die Erledigung der Arbeit im Regelfall in der normalen Zeit möglich sein, sofern äussere Faktoren (schlechte Organisation der Abteilung wie OA der erst am späten Nachmittag zur Patientenbesprechung kommt) dies nicht verhindern. Und regelmässig Mittagessen und durchaus auch ausführlich mit anschliessendem Kaffee und zwischendurch mal eine Kaffeepause war in der Uniklinik beispielsweise so gut wie immer möglich, so dass sich etwaige Überminuten auch mal relativierten.

    Was sicherlich zu sagen ist: viele aussenstehende, die die Neurologie nicht oder nur wenig kennen, behaupten stets, es sei ein Fach mit spannenden diagnostischen und wenig therapeutischen Möglichkeiten. Das ist m.E. totaler Unsinn. Vergleicht man es mit den Onkos, den Rheumatologen, den Pulmologen mit ihren COPDler und BC oder auch den Herzinsuffizienten der Kardiologen oder auch der frustranen onkologischen Neurochirurgie brauchen wir da nicht zurückstecken. Wir haben halt keine "banalen" Knochenbrüche, sondern viele chronisch-kranke Patienten. Aber für dieses Patientengut kann man heutzutage doch sehr viel machen. Viele Epilepsiepatienten sind jahrelang anfalls- und nebenwirkungsfrei, bei MS gibt es eine zunehmende Anzahl an teilweise hocheffektiven Immuntherapeutika, die es ermöglichen, viele Patienten schub- und aktivitätsfrei über Jahre zu halten und somit meist recht jungen Menschen in der Blüte ihres Lebens langjährig ein relativ normales Leben zu ermöglichen. Parkinson-Patienten lassen sich meist jahrelang ebenfalls sehr gut medikamentös einstellen; mit der DBS (die zwar die NCH einsetzen, aber die Indikation, perioperative und vor allem postoperative Betreuung mit Einstellung des Stimulator übernehmen die Neuros) steht eine weitere sehr gute Therapieoption zur Verfügung für diese Patienten. Myasthenie-Patienten lassen sich ebenfalls häufig auf ein excellentes Niveau einstellen. Erregerbedingte Enzephalitiden und Meningitiden haben sich von der Prognose bzgl. Letalität und Morbidität deutlich gebessert. Das grosse und noch nicht vollständig erforschte Spektrum der Autoimmunenzephalitiden, die ein sehr spannendes und akut- und intensivmedizinisch relevantes Krankheitsbild darstellen, haben unter Therapie eine verhältnismässig sehr gute Prognose. Und auch Strokes/ICB/SAB sind behandelbar und selbst akute Verschlüsse grosser Gefässe haben unter maximaler und zeitiger Therapie in der Mehrheit eine gute Prognose.

    Also die Vorstellung, wir stellen seltene und spannende Diagnosen und dann siecht der Patient an diesen dahin ist falsch. Natürlich gibt es auch die Motoneuronerkrankungen, atypische Parkinson-Syndrome, neuroonkologischen Infaustome... aber sie stellen a) nicht die Mehrheit der Fälle da und b) müssen auch diese Patienten diagnostiziert und so gut wie möglich, sei es auch nur palliativ behandelt werden und einen kompetenten ärztlichen Begleiter für sich und ihre Familie an ihrer Seite haben.

    Was ein Nachteil ist, und den kann man nicht wegdiskutieren... uns fehlt die Invasivität... die mechanischen Rekanalisationen machen die Neuroradiologen, den DBS versenken, das Aneurysma clippen oder die EVD legen machen die NCHler, die Carotiden operieren die Gefässchirurgen bzw. stenten die Angiologen oder Radiologen. Aber die Indikation, Vor- und Nachbetreuung liegt in Händen der Neurologen. Also wenn fehlende OPs und Interventionen dich nicht abschrecken sollten... go for it

    PJ: ehrlich, schon ein wenig her.... aber ja, BEs, Viggos, LPs, Visite begleiten, Patienten aufnehmen und besprechen, Untersuchungen anmelden, ggfs. eigene Patienten übernehmen, Briefe schreiben, Fortbildungen besuchen. Was man halt so im PJ in einem konservatien Fach so macht.



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  4. #4
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    Vielen Dank, ihr beiden. Vor allem dir psycho1899, für deine sehr ausführliche Antwort. Schön, dass du den Aspekt mit den Therapieoptionen nochmal genauer beleuchtet hast.

    Sollte ich mich für diesen Weg entscheiden, werde ich vielleicht nicht ganz auf die invasive Eingriffe verzichten müssen. Das eigentliche Ziel ist wohl am Ende die Neuroradiologie…was ich natürlich nicht schon im 2. Semester wusste .
    Erst wurde die Radiologie ganz spannend…dann immer mehr Spass an den neurowissenschaftlichen Themen gehabt….schließlich dann der Gedanke, dass die Neuroradiologie das Richtige für mich sein könnte.
    Denke aber, dass ich ein Fremdjahr machen möchte um auch den klinischen Aspekt bei der Diagnostik besser erfassen zu können. Viele Ärzte mit denen ich darüber gesprochen habe, würden wieder ein Fremdjahr machen bevor es definitiv in die Radiologie geht.

    Daher ist es naheliegend in die Neuro zu gehen. Geplant war es erst für später - also während der Weiterbildung ein Jahr in der Neuro zu machen. Nun überlege ich aber, dass das PJ eine gute Möglichkeit wäre, um einen fundierten Einblick zu bekommen und um zu sehen, ob mir das Fach tatsächlich liegt….Da ich aber keine Famulaturen oä in der Neuro gemacht habe, bin ich dementsprechend unvorbereitet und versuche mir nun ein Bild von der Arbeit in der Klinik zu machen….Je mehr ich mich damit beschäftige, desto interessanter erscheint mir diese Idee. Ich stelle mir die verschiedenen Aspekte und Bereiche sehr spannend vor.

    Nur habe ich in den Gesprächen mit einigen Neurologen (OÄ & AÄ) öfters den Eindruck, dass die fachliche Herausforderung im Alltag eher eine untergeordnete Rolle spielen kann, weil es mehr um „das Abarbeiten der To-do-Liste" geht….was mich an meine Innere-Famulatur erinnert…eigentlich ja auch ein spannendes Fach, aber (zumindest in der Abteilung, in der ich war) im Vordergrund waren eher die Bürokratie, Anträge, Telefonate mit Heim & Hausarzt, Briefe schreiben etc…dann war es auch nicht mehr so wichtig, wie spannend das Fach Innere eigentlich sein kann….gibt sicherlich besser organisierte internistische Abteilungen...aber manche Dinge gehören ja einfach zu einem Fach dazu, egal wie die Organisation ist- versuche also einen Eindruck zu bekommen, wie es in der Praxis aussieht. Auf dem Papier gefällt mir die Neuro ja schon länger …Daher freue ich mich sehr über einen so ausführlichen Beitrag wie oben. Nochmals Danke, psycho1899.

    Wer weiß- vielleicht gefällt mir das Tertial so gut, dass ich doch ganz in der Neuro bleibe

    Sind hier im Forum vielleicht sogar einige Neuroradiologen? Wäre natürlich auch für Beiträge aus dieser Perspektive dankbar.



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  5. #5
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    Firebird ist NRAD soweit ich weiss...

    1 Fremdjahr ist sicher sehr positiv . Hatte das mal durchgerechnet, mit 1 J Neuro anrechnen lassen für je NRAD und RAD könnte man mit 3 Jahre RAD und 2 J NRAD der Facharzt Radiologie und den Schwerpunkt NRAD in 5 J machen. Ein Kollege hat das mal angestrebt, nachdem er die Nase voll von unserem NeuroChef hatte

    Wenn dieser ganze allgemeine radiologische Teil nicht wäre, würde mich das auch reizen mit der Perspektive eines interventionellen Schwerpunktes.



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