Hallo zusammen !
Wenn ich das alles so mit den Wartesemestern lese und auch in den Medien mitbekomme, dass die
Studienplätze immer noch hauptsächlich nach der Güte der Abiturnote vergeben werden, dann macht
mich das traurig und auch irgendwie wütend.
Es gibt nämlich kein Kriterium, welches ungeeigneter wäre als die Punktzahl im Abitur.
Ich habe es selbst erlebt: Studierende mit Einser-Abitur sind auf der Strecke geblieben, weil sie irgendwie
nicht den Zugang zum Fach Medizin finden konnten oder weil sie letztlich gar nicht wirklich Mediziner
werden wollten (Zitat: "Och nee, ich habe es mir anders überlegt ! Ich mache jetzt doch BWL, da komme ich mit weniger Aufwand zu einem Abschluss, mit dem ich auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe !"). Dagegen sind mir auch wieder andere begegnet, die mit einer Abiturnote von 3,5 richtig gute Ärzte geworden sind.
Auch ich hätte mit meinem Abitur von 2,6 sicherlich nicht so ohne weiteres Medizin studieren können, hatte aber das Glück, für ein Auswahlgespräch ausgelost worden zu sein. Über dieses Auswahlgespräch habe ich damals meinen Platz erhalten und konnte unter Umgehung jeder Wartezeit sofort mein Studium aufnehmen, das ich dann auch fast in der Regelzeit abgeschlossen habe (habe nur ein zusätzliches Semester für die Doktorarbeit benötigt).
Vielleicht ärgert es nun manche, wenn sie lesen, dass ich echt großes Glück hatte, mit einem vergleichsweise "schlechten" Abitur dennoch sofort studieren konnte und das auch noch am Heimat-Ort ! Verstehen könnte ich es, aber ich schreibe dieses nicht, um solche Gefühle zu wecken, sondern vielmehr, um ein wenig Mut zu machen !
Gebt nicht auf, wenn der Arztberuf wirklich das ist, was Ihr wollt !
Es gibt, wie Ihr an meinem Beispiel seht, durchaus auch manchmal unerwartete Wege, auf denen man zu seinem Ziel gelangen kann. Heute arbeite ich als Arzt und kann mir wirklich keinen interessanteren und schöneren Beruf vorstellen !
Und noch etwas: Die Menschheit braucht ärztlichen Nachwuchs, auch wenn das Auswahlverfahren etwas anderes suggerieren mag ! Klar, es gibt mehr Bewerber als Studienplätze, aber wie schon erwähnt, führen nicht alle das Medizinstudium auch zuende. Und von denen, die es abschließen, gehen wiederum nicht wenige ins Ausland oder arbeiten außerhalb der Patientenversorgung.
Von daher könnt Ihr davon ausgehen, dass Ihr gebraucht werdet und zwar auch langfristig !
Lasst also den Kopf nicht hängen und erkundigt Euch neben dem Nachrückerverfahren an Eurer Uni auch nach Auswahlgesprächen ! Es könnte sich lohnen.
Viel Glück !
Paracelsus