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Hallo zusammen
ich habe vor eineinhalb Jahren angefangen, in einer großen neurologischen Abteilung (82 Betten, große und überregionale Stroke Unit) zu arbeiten.
Nach ein paar Monaten dachte ich noch, ich hätte einfach nur Anfangsschwierigkeiten, aber mittlerweile muss ich sagen: Ich kann nicht mehr. Die Dienstbelastung ist m.E. recht hoch (ca. 8 Dienste pro Monat) und das Arbeitsaufkommen in den Diensten so, dass man kaum Luft holen kann. Mir geht es, wie es wohl vielen Assistenzärzten geht: Ich habe kein Privatleben mehr, keine Zeit für Freunde, neue Kontakte lassen sich gar nicht erst schließen, von Sport und Musizieren träume ich nicht mal mehr. Wenn es mich nicht so erschöpfte, körperlich wie seelisch, dass ich mittlerweile von einer manifesten Depression sprechen würde, fände ich das noch akzeptabel. Während der Ausbildung muss jeder in den sauren Apfel beißen. Wenn ich aber überlege, dass ich vor den Nachtdiensten so viel Angst habe, dass ich nicht schlafen kann und dem Leben auch sonst nicht mehr viel abgewinnen kann, dann finde ich das, nicht zuletzt auch wegen der Verantwortung, die ich tragen muss, nicht mehr akzeptabel. Interessanterweise funktioniere ich trotzdem einwandfrei und mein Chef ist hochzufrieden mit mir. Trotzdem: Ich zweifle mehr und mehr daran, für diesen Beruf überhaupt geeignet zu sein.
Bei uns läuft einiges schief: Das ärztliche Team sowie die Pflege sind chronisch unterbesetzt, worunter die Behandlungs- und Ergebnisqualität immens leiden. Bewerber hospitieren und waren nie mehr gesehen. Viele Strukturen sind veraltet, oder, noch schlimmer, dringend nötig, aber nicht etabliert. Entscheidungen werden von oben getroffen, konstruktive Vorschläge bleiben ungehört. Jeder sieht zu, dass er seinen Allerwertesten –häufig auf Kosten der Kollegen- rettet. Die Stimmung im Team ist mies. Die Weiterbildung ist schlecht organisiert, in die Funktionen können wir erst im fünften Jahr und dann auch nur, wenn es nicht mal wieder personell eng ausschaut (was wie gesagt der Regelfall ist).
Neuro war neben Psychiatrie im Studium inhaltlich immer mein Ding – dass der klinische Alltag so wenig mit dem, was ich einst fasziniert gelernt habe, zu tun hat, ernüchtert mich. Mittlerweile kann ich dem Fach nichts mehr abgewinnen und habe auch nicht das Gefühl, etwas zu lernen. Aber so ein Fachwechsel will gut durchdacht sein, zumal ich (in Famulaturen/im PJ), mit Ausnahme von Chirurgie und Innere, nie etwas anderes gemacht hab als Neurologie oder Psychiatrie. Den Blick über den Tellerrand habe ich leider verpasst.
Mir fällt es schwer, zu differenzieren, ob es an mir, der Klinik oder dem Fach liegt; wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Darum würde ich mich über Erfahrungsberichte oder Anregungen freuen. Wie läuft es bei Euch in der Neurologie? Würdet ihr erst einmal das Haus oder gleich das Fach wechseln? So wie es jetzt ist, geht es für mich wirklich nicht weiter.
Freu mich über Antworten!