Zitat von
urhr
Das führt zur Selektion anspruchsloser Spaßveranstaltungen. Ein extremes Beispiel ist die Physik an der LMU München. Das ist ne ziemlich harte Nuss. Um überhaupt antreten zu dürfen, muss man vor dem Semester ein langes Übungsblatt bearbeiten. Ist das geschafft, muss man für jeden Praktikumstag ein ausführliches Skript von 15-25 Seiten quasi auswendig lernen, die Experimente des kommenden Tages vorbereiten, Übungsaufgaben und eine Liste von Fragen vorbereiten. Am Praktikumstag selber wird das alles in mündlichen Antestaten geprüft. Da muss man das Skript erklären, Versuchsaufbauten zeichnen, Übungsaufgaben vorrechnen. Man kann durchfallen, und wenn das passiert, muss man heimgehen und den Tag nachholen. Das passiert, wenn auch vereinzelt. Im Anschluss an jeden Praktikumstag muss man diverse Fragen und Übungen zum Tag in einem Übungsheft bearbeiten und abgeben. Das wird ziemlich penibel korrigiert, und auch hier kann man durchfallen und muss gegebenenfalls nacharbeiten.
Ihr könnt euch vorstellen, dass die Münchner Studenten die Physik hassen. Es gab Beschwerden bei allen erdenklichen Stellen bis hin zum Dekan, organisierte Proteste, Aufrufe zum negativen Evaluieren auf Facebook. Die Physik hat vermutlich die schlimmsten Evaluationen aller Zeiten. Sie ist zeitlich deutlich aufwendiger als die Physiologie, die zeitgleich stattfindet. Die Studenten sehen das nicht ein, schließlich soll Physik ein kleines Fach sein. Ich fand die Physik als einziger richtig gut. Die stellen einfach sicher, dass alle das Maximum aus dem Fach mitnehmen. Man muss zwar viel arbeiten, aber das ist halt ein Medizinstudium und kein Ponyhof. Die Münchner haben wahrscheinlich das stärkste Physikwissen aller medizinischen Fakultäten.
Soweit ich weiß soll die Physik irgendwann nach meiner Zeit aufgrund der Evaluationen reformiert worden sein und ist jetzt vermutlich viel anspruchsloser und - aus der Perspektive guter Bildung - schlechter. Das finde ich grotesk! Die Physik war das beste an der Münchner Vorklinik.
Meiner Ansicht nach sollten Studenten nicht unbedingt zu großen Einfluss auf die Lehre haben. Was eine gute Lehre ist, wissen die Professoren besser. Richtig gute Veranstaltungen können unangenehm und arbeitsaufwendig sein. Das darf nicht durch Studenten sanktioniert werden.