eventueller Wechsel von Tübingen an die RUB Bochum

[kgunkel]

Hallo,
ich studiere in Tübingen im 6. Fachsemester (2. klinisches Semester) und hätte die Möglichkeit eventuell an die RUB Bochum zum WS 16/17 zu wechseln. Mich interessiert das weil es nochmal eine andere Stadt wäre bzw. was neues nach 3 Jahren Tübingen.
So ein Wechsel will natürlich gut überlegt sein.
Deshalb meine Fragen an euch, vielleicht Leute von der RUB? Wie ist das Studium dort allgemein? Habt ihr gute Erfahrungen gemacht? Ist die Uni/das Semester/die Fakultät eher groß oder klein und was bietet die Stadt so?
Ich wäre euch unendlich dankbar wenn ein paar ihre Erfahrungen schildern könnten, gerne auch per PN.
Liebe Grüße!
Kilian

[Migole]

Hallo
ich studiere zwar erst im zweiten Semester hier, kenne allerdings einige Leute aus den höheren Semestern und kann so zumindest versuchen, dir etwas weiter zu helfen. Falls sich noch andere Forenmitglieder zu Wort melden möchten, wäre das natürlich noch besser.
Zuerst einmal: das B steht schon für Bochum. Du brauchst also nicht RUB Bochum zu schreiben

Allgemein gesagt: Die Ruhr-Uni ist eine relativ neue (und große!) Uni, die erst in den 50ern/60ern komplett neu aus dem Boden gestampft wurde. Mit dem Charme von sehr alten Unis wie Bonn oder Heidelberg kann sie damit sicherlich nicht mithalten. Depressionen habe ich hier bisher aber noch nicht bekommen. Es gibt trotzdem viele sehr schöne Plätze, sowie einen tollen botanischen Garten, wenn man mal ein bisschen rechts und links der Pfade schaut. Das alles wird allerdings sowieso wenig relevant für dich sein, wenn du erst zum 3. Klinischen hier her kommst, da du dann sowieso kaum noch auf dem Campus sein wirst.

Das aktuelle 2. Klinische Semester ist das erste im reformierten Regelstudiengang d.h. es gibt bisher noch keine Erfahrungswerte dieser konkreten Studienform. Im Gegensatz zu z.B. Düsseldorf mit ihrem neuen Modellstudiengang scheint das Chaos sich aber in Grenzen zu halten und sooo groß sind die Änderungen wohl auch gar nicht. Einen groben Überblick kann man hier finden: http://medizinstudium.ruhr-uni-bochu.../irm/Index.cfm
Von dem, was ich bisher von Bekannten gehört habe (auch aus dem alten Studiengang) scheinen diese eigentlich im großen und ganzen sehr zufrieden zu sein. Eventuell könntest du da aber auch mal entweder der Fachschaft schreiben oder der FB-Gruppe des entsprechenden Jahrgangs beitreten. Die können dir das eher aus erster Hand mitteilen

Ich bin bisher hier eigentlich sehr zufrieden (bis auf das Chaos mit dem Präpkurs, aber das betrifft ja leider recht viele Unis) und man hat trotz des relativ großen Jahrgangs (~340) immer das Gefühl, dass man gut betreut wird und dass auf individuelle Probleme Rücksicht genommen wird. Großes Elitegetue gibt es hier auch nicht und allgemein ist die Stimmung eher kollegial als konkurrierend. In der Klinik verkleinert sich der Jahrgang sowieso noch einmal, da 60 Leute nach Minden "abwandern". An unserer Fakultät befinden sich auch nur Humanmediziner (also keine Zahnis, Pharmazeuten etc.) und auch eigenlich fast nur Vorkliniker, sodass man sich dort nicht wirklich wie an einer Massen-Uni fühlt. Für die Kliniker finden die Veranstaltungen dann eher ausgelagert an den Krankenhäusern bzw. im UFO (externes Gebäude am Rand der Uni) statt.
Das Besondere in Bochum ist wohl, dass wir keine richtige Uniklinik besitzen, sondern mehrere kleinere, die sich alle Uniklinik nennen und zusammen genommen dann alles vertreten. Die größten davon befinden sich alle im Innenstadtbereich bzw. nicht weit weg davon, sodass man in der Regel nicht irgendwo in die Wallachei fahren muss.
Von den Kliniken kenne ich bisher nur das Josefs-Hospital, was wirklich schön und gut organisiert ist (zumindest so mein bisheriger Eindruck).

Zur Stadt: naja, Ruhrgebiet halt ich komme ursprünglich aus Köln, deshalb war der Kulturschock jetzt nicht sooo groß für mich, aber wenn man eher verschlafene Süddeutsche Städchen gewohnt ist, sollte man vielleicht erstmal etwas hier rum fahren, ob man sich vorstellen könnte hier zu leben. Allgemein sind die Leute hier sehr offen und man findet schnell Freunde oder Hilfe in der Not. Auf der anderen Seite gibt es auch viel Arbeitslosigkeit und *ahem* RTL2-Gucker. Da sollte man schon etwas gucken, wo man hinmöchte. Der Bochumer Süden kommt eigentlich noch sehr gut weg. Hier sind die Stadtteile meistens noch etwas gutbürgerlicher und schöner. Den Norden oder umliegende Städte wie Gelsenkirchen, Hagen oder Witten würde ich dann doch eher meiden. Dafür sind die Mietpreise aber auch hammer! Und wenn man ein bisschen schaut, wo man hinzieht kann man durchaus eine schöne Wohnung in einem schönen Gebiet für sehr wenig Geld bekommen

NRW typisch hat man sehr viele große Städte auf sehr wenig Raum und damit eigentlich alles, was man jemals brauchen könnte (Tipp: der Ruhrpark). Es gibt überall ein gut ausgebautes Verkehrsnetz und eine U-Bahn, die eigens für die Uni gebaut wurde und ganztägig im 3-5 Minuten Takt fährt (zu Stoßzeiten ist es natürlich trotzdem voll). Bochum selber hat eine sehr schöne Kneipen-/Cocktailmeile (das Bermuda3Eck) und diverse Clubs. Natürlich kann es nicht mit Köln oder Düsseldorf mithalten, aber mir reicht es völlig. Im Laufe der letzten Jahre wurde auch aktiv wieder grün angepflanzt, sodass man gerade jetzt im Frühling wirklich nicht mehr den Eindruck einer Bergbau-Stadt hat.

Im Großen und Ganzen bin ich hier also recht zufrieden, sowohl in der Stadt, als auch an der Uni. Ich würde aber trotzdem empfehlen, dass du dir mal ein Wochenende Zeit nimmst und ein bisschen hier herum läufst. Vielleicht mal den botanischen Garten, den Campus und die Innenstadt besuchst, um zu sehen ob du dich hier wohl fühlst. Viel Erfolg bei deiner Entscheidung!

[Migole]

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