Zitat von
John Silver
Es ist an sich möglich, eine Klinik ohne Weiterbildungsassis aufzuziehen. Fachärzte machen das, was Kohle bringt (OPs, Interventionen, Untersuchungen etc.), den Rest besorgen Pflegekräfte und Arztassistenten, Hakenhalter sind dann chirurgisch-technische Assistenten oder Studis. Die Notaufnahme kann mit primär dort beschäftigten Ärzten geschmissen werden, und die Vordergrunddienste kann man auch regeln. Auf genau dieses System steuern langsam, aber sicher alle privaten Klinikbetreiber hin. Das wird einem zwar mit der "Ärztemangel"-Sauce serviert, garniert mit dem "Entlastung der Ärzte im Alltag"-Brei; letztlich schauen alle Beteiligten jedoch nur auf die Kohle, und ein System, das die aktuelle Leistungsfähigkeit behält, dafür jedoch deutlich weniger Ärzte braucht (und diese durch billigere Berufe mit niedrigerer Qualifikation ersetzt), ist profitabler.
Die Weiterbildung junger Ärzte ist eine Aufgabe, der sich Klinikbetreiber aller Arten nur widmen, weil es die aktuellen Möglichkeiten nicht anders erlauben. Mit der Zeit wird das von mir oben beschriebene Szenario jedoch immer besser umsetzbar werden, weil das entsprechende Personal zunehmend die Ausbildung beenden und auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen wird. Die Tatsache, dass man junge Ärzte weiterbilden muss, um nicht eines Tages ohne Fachärzte dazustehen, interessiert die Klinikbetreiber nur insofern, als dass sie bestrebt sind, die Befriedigung des eigenen Bedarfs zu sichern; Weiterbildung mag teuer sein, aber wenn man nicht weiterbildet und die Zahl der auf dem Markt verfügbaren Fachärzte kontinuierlich sinkt, werden die Fachärzte teurer, was auf Dauer die Mehrkosten der Weiterbildung aufwiegt. Das ist der einzige Grund, zumindest an bestimmten Standorten die Weiterbildung zu betreiben.