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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von papillon92
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    Hallo zusammen,

    ich habe letztens eine Situation miterlebt, mit deren Verlauf und Ausgang ich irgendwie nicht zufrieden bin, und wollte nun mal eure Meinung dazu hören:

    Ich bin erst seit einigen Monaten examiniert, und arbeite auf einer interdisziplinären ITS mit 12 Betten. Muss dazu vielleicht im Voraus sagen, dass es in unserem Haus keine Psych gibt.
    Folgende Situation:

    Pat.(Deutsch-russischer Abstammung) kommt mit ACS von Peripherstation zu uns, relativ flott wird eine Herzkatheteruntersuchung mit Intervention durchgeführt (über A. femoralis). Der Pat kommt danach (früher Abend) zu uns auf ITS. Die Schleuse ist bereits entfernt, ein Druckverband ist angebracht und ein Sandsack liegt auf.
    Während der Untersuchung hat der Patient Midazolam erhalten, da er etwas unruhig war und auch bereits auf Station zeitweise desorientiert war und Hinlauftendenzen hatte (lt. Station bestand C2- und Nikotin-Abusus).
    Ich hatte am nächsten Tag Frühdienst. Die Kollegen vom ND berichteten in der Übergabe, dass der Patient nach einiger Zeit wieder wach, aber desorientiert war, er wollte ständig aufstehen und sich die Überwachungskabel entfernen, war aber stets durch Gespräche wieder zu beruhigen und blieb freundlich. Kurz vor der Übergabe fing es dann an, dass der Pat nur noch russisch redete, ansonsten war er aber "gut führbar". Der ND durfte nach AVO 1mg Midazolam i.v. b.B. verabreichen, wenn der Pat zu unruhig wurde.

    Ich sollte nun diesen Pat im Frühdienst betreuen. Als ich ins Zimmer kam,schlief er.Eine Blutentnahme konnte ich alleine nicht durchführen, da der Pat. trotz Aufklärung den Arm nicht ruhig halten konnte, auch das Schreiben eines EKS war unmöglich, hier verständigte ich bereits unsere Stationsärztin,die mit mir und einer Kollegin die BE durchführte und vorsichtshalber noch einen zweiten Zugang legte.

    Eine halbe Stunde später ging es dann los. Der Patient setzte sich auf, entfernte sich die Überwachung, stand auf und wollte weglaufen. Ich sprach mit ihm, er legte sich wieder hin. So ging das im 10-Minuten Takt. Mal ging ich ins Zimmer, mal eine Kollegin (ich hatte noch 2 weitere Patienten zu betreuen). Lt. Rücksprache mit dem Stationsarzt sollte ich keine Medikamente geben bis zur Visite.
    Kurz darauf wurde der Patient zunehmend gereizt und verbal aggressiv. Er entfernte sich eine Braunüle (die ältere) und ließ sich nicht mehr beruhigen. Ich informierte den Arzt und sollte eine KI mit Atosil anhängen, außerdem wurde eine Fixierung (Bettseitenteile, Handfixierungen) angeordnet. Orale Medikamente ließ der Pat sich nicht geben, da er überzeugt war, wir wollten ihn vergiften.
    All das beeindruckte den Patienten nicht wirklich. Er war mal 5 Minuten beruhigt, dann stieg er trotz Fixierung über die Seitenteile. Als die Ärztin und ich ihn beruhigen wollten, schlug er nach uns.
    Der Oberarzt ordnete dann eine Fixierung mit Magnetfixierungen an (Hände und Füße). Es waren 5 Leute nötig, um dies auszuführen, der Patient war völlig außer sich, die Hüfte und der Oberschenkel auf der Seite der Einstichstelle der Coro waren schon stark eingeblutet von der vielen Bewegung.

    Kurz darauf versuchte der Patient, seine Hände aus den Fixierungen zu drehen, auch diese waren schon voller Hämatome durch die Drehbewegungen. Ich wollte seine Hand nehmen, dann stieß er mit dem Kopf nach mir. Sekunden später hatte er die Hände aus den Fixierungen gelöst und boxte mir mit voller Wucht in die Magengrube. Ich bin sehr klein und nicht gerade kräftig, ich hätte diesen Mann unmöglich halten können, also rief ich nach Hilfe. Die Stationsärztin hörte mich und kam dazu, sie wurde vom Patienten ins Gesicht geschlagen, dann versuchte er sie zu würgen. Ich rief nach meinem Stationsleiter, er hielt den Mann fest und rief, ich solle Atosil holen gehen. In der Minute, in der ich draußen war, biss der Pat meinem Kollegen die Hand blutig. Der Oberarzt, der inzwischen auch eingetroffen war, verordnete einen Propofolperfusor, vorher Propofol aus der Hand. Mit mehreren Kollegen war dies schließlich umsetzbar.



    Ich hatte noch nie zuvor so einen aggressiven Patienten erlebt und fühlte mich überfordert. Auch mein Ausbildungshaus war sehr klein, meinen Psychiatrieeinsatz hatte ich in einer Tagesklinik.
    Problematisch war, dass bei uns auf Station nicht ständig ein Arzt anwesend ist, wir müssen immer erst anrufen und warten, bis einer kommt. Noch dazu waren wir an diesem Tag wegen Krankheit unterbesetzt.
    Hier hat der Patient sich selbst und andere verletzt, das ganze endete mit Sedierung und Fixierung, was ja nicht gerade wünschenswert ist.


    Wie beurteilt ihr die Situation? Habt ihr irgendwelche Tips für mich, wie ich zukünftig besser reagieren kann? Wie wird das in euren Häusern geregelt?

    lg papillon
    Geändert von Absolute Arrhythmie (10.02.2017 um 10:05 Uhr)



  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von papillon92
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    Das Thema sollte eigentlich heißen:

    Umgang mit fremdaggressiven Patienten

    Irgendwie ist da was schief gelaufen und ich kann es nicht mehr ändern, tut mir leid!



  3. #3
    tachykard Avatar von Absolute Arrhythmie
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    Ich habe den Titel für dich geändert
    Absolute Arrhythmie, Moderatorin Medi-Learn



  4. #4
    Registrierter Benutzer Avatar von papillon92
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    Zitat Zitat von Absolute Arrhythmie Beitrag anzeigen
    Ich habe den Titel für dich geändert
    Absolute Arrhythmie, Moderatorin Medi-Learn
    Danke dir!



  5. #5
    Administrator Avatar von Brutus
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    Ganz ehrlich? Reisende soll man nicht aufhalten! Wenn MEINE Gesundheit auf dem Spiel steht, dann darf der Patient gehen. Ich halte ihm sogar die Tür auf. Danach Information der Polizei. Die werden dafür bezahlt und haben entsprechende Hilfsmittel.


    BTW: spätestens, wenn der Patient boxt, beißt und tritt, wird er "beruhigt": Wer diskutiert wird intubiert - wer randaliert wird relaxiert... Manchmal sind Bauer-(Ärzte-)Regeln doch richtig und wahr.
    I'm a very stable genius!



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