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Ich denke auch, daß die Medaille zwei Seiten hat. Das Beispiel mit der Basilaristhrombose ist vielleicht etwas unglücklich gewählt. Die nicht wegzudiskuierende Tatsache ist, daß in den Ambulanzen, wo eigentlich erfahrene KollegInnen Dienst tun sollten (was anderswo in der Welt auch der Fall ist) zumindest in Deutschland regelmäßig junge und/oder unerfahrene KollegInnen und vielleicht auch noch solche, die nicht in der mitteleuropäischen Medizinwelt sozialisiert wurden, arbeiten, was zu einer gewaltigen Fehlallokation von Ressourcen führt, wovon nicht nur die Radiologie betroffen ist. Im Zweifelsfall und gerade bei cerebralen Fragestellungen sollte man aber Fünfe Gerade sein lassen und seinem Unmut dann später Luft machen, z.B. in der Demo am Folgetag. Umgekehrt kann ich ich ein paar Beispiele nennen, wo man vielleicht nicht seine Notdienstkapazitäten und die juristische Verantwortung nach RöV strapazieren sollte. Da wäre z.B. eine "notfallmäßig" nachgeholte CTA nachts (Begründung: tagsüber wäre kein Bringdienst verfügbar gewesen), ein ex post nachgeholter (DRG-induzierter?) Polyscan vor Entlassung nach fünf Tagen (bei der Aufnahme wohl für unnötig befunden), ein nächtliches CT vom D 5 nach Kontusion ohne Röntgen vorab (Kollege mit Migrationshintergrund), CT-Thorax bei immobilen Patienten (Begründung: den Rö-Tx muß ich ja selbst befunden, für das CT muß der Radiologe reinkommen) und nicht zu vergessen jenes KH, wo aus Personalmangel die routinemäßigen ZVK-Anlagen durch die Anästhesie in der ruhigen Zeit zwischen 01h und 3h erfolgten und sich der BD-Radiologe und die diensttuenden MTRAS dann ab 3.30h mit einer größeren Zahl "notfallmäßiger" Thoraxkontrollen konfrontiert sahen. Ganz offensichtlichen Unfug kann man durchaus in den Befund mit einfließen lassen, ggf. auch vor Ort unterbinden (zur Not auch über eine "verschärfte" Patientenaufklärung) und sollte das natürlich mit den übergeordneten Ärzten klären. Das Interesse, Abhilfe zu schaffen, wird zuerst allgemein gering sein -der Chef muß ja nachts nicht kommen. Wirksamer ist IMHO, auf die immer zunehmendere Dienstbelastung im Sinne von veränderten Dienstmodellen hinzuwirken (aus RBD BD, BD in nächste Stufe, BD zu SD usw.) Die Krankenhäuser haben immer größere Probleme, ihre Stellen zu besetzen, und wenn der Radiologe im Nachtdienstfrei zuhause bleibt und deswegen dann am nächsten Tag das lukrative Interventionsprogramm abgesagt werden muß...ja dann, dann bewegen sich Verwaltungen und CA ganz fix und überlegen sich, ob es nicht doch billiger ist, das besser zu organisieren (z.B. mit Neuro-FA vor Ort). Nicht vergessen: Du zerschießt Dir durch die Nachtdienste die Gesundheit, die Finanzen (je nach Dienstmodell) und vor allem die FA-Ausbildung (wenn man dann permanent für andere Dinge fehlt), während sich die "Gegenseite" über Zertifikate für umfassende Diagnostik und ruhige Hintergrunddienste freuen darf...
"An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
Erich Kästner, "Das fliegende Klassenzimmer"