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Liebe Atya,
leider hat die Kollegin Recht - helfen würde wirklich ein Anästhesiebuch deiner Wahl. Empfehlen kann ich dir den "kleinen" Striebel - der ist verständlich geschrieben und wenn du das drauf hast was darin steht bist du erst einmal gewappnet. Physiokenntnisse aus der Vorklinik können ebenfalls nicht schaden.
Zu deiner Frage würde ich dir erstmal gerne eine Gegenfrage stellen : Was ist die Stellgröße die wir versuchen mit der Beatmung zu erreichen? Was ist Normoventilation? Welche Atemzugvolumina hätten wir denn gerne bei unseren Patienten? Welche Art von Ventilation wenden wir denn an und wann ?
Grundsätzlich schauen wir auf das Atemzugvolumen, welches lungenprotektiv gerne im Bereich 5-6ml/kg KG sein darf, aber maximal 8ml/kg KG -> auch wenn es hier keine wirkliche Evidenz für gibt. Warum man das so macht? Man möchte einem Barotrauma der Lunge und damit dem sogenannten second hit durch ein iatrogenes Trauma ( first Hit ist hier die OP bzw das initale Trauma ) vorbeugen und damit weiten Lungenkomplikationen wie ARDS etc vorbeugen.
Bei der druckkontrollierten Beatmung von der du zu reden scheinst gibt es mehrere Stellgrößen um ein solches Atemzugvolumen zu erreichen. Zum einen der Peep, also der positive endexspiratorische Druck der immer in der Lunge verbleibt. Dieser dehnt die Lunge vor und verschiebt auch die Position auf der Volumendehnungskurve ( auch hier : Physiologie! ) und verringert damit je nach position den Druck der notwendig ist um ein gewisses Volumen in den Patienten zu bekommen. Zum anderen verhindert er den Kollaps der Alveolen und damit das Atelekttrauma. Du siehst der pInsp ist von der Compliance der Lunge abhängig. Je mehr du auf dem steilen Bereich der Volumendehnungskurve bist ( Ort der größten Compliance ) desto weniger Druck brauchst du zum Peep um ein gewisses Volumen in den Patienten zu bekommen. Der Unterschied zwischen pinsp und peep, also das delta p sollte dabei nicht 15cmH2O überschreiten. Pinsp von 15 und peep von 5 sind schonmal gute Werte für den Anfang bei einem normgewichtigen, lungengesunden Patienten -> delta p von 10cmH2O. Dann schaust du dir die Compliance an, welche deutlich niedriger als die Gesamtcompliance der Lunge unter Spontanatmung ist ( Normwerte entnimmst du einem Physiobuch deiner Wahl ). Bei manchen Patienten brauchst du halt mehr Peep um einen optimalen Compliancewert zu erhalten. Wichtig ist dass das Atemzugvolumen sich in dem Anfangs genannten Bereich befindet. Wenn das passt schaust du auf das exspiratorische CO2. Dieses ist bei vernünftigen Kreislaufverhältnissen dein Marker für das benötigte AMV. Irgendwann bekommt man ein Gefühl dafür und macht vieles einfach unbewusst ... je nachdem welchen Patienten mit welcher Konstitution und Vorerkrankung du vor dir hast ... und manchmal liegst du trotzdem total daneben ...
Das ist alles sehr grob vereinfacht - also würde ich dich bitten lies es nach, denn lesen hat noch niemanden dümmer gemacht und nicht immer hat jemand die Zeit dir Dinge so auseinanderzudröseln ... Anästhesie ist angewandte Pharma, Physio, Physik und Anatomie - wenn du die Grundlagen verstanden hast lässt sich vieles herleiten. In der vorklinik haben wir alle gestöhnt - aber ich wünschte ich hätte es damals noch besser gelernt - denn es hilft doch ungemein.