Für ein "blindes" Substituieren gibt es keine gute Evidenz. Für das gezielte substutuieren und einsparen von Fremdblutprodukten durchaus.
Das große Problem bei PBM aktuell:
- extrem aufwendig. Für eine adäquate Diagnostik, Therapie und Kontrolle müsste man die Patienten präoperativ mindestens 6 Wochen vorher sehen. Und dann halt Termine für Kontrollen einplanen. Und ggfs ÓPs verschieben.
- das mach mal den Patienten klar, der in Haus A gesagt bekommt "Wir machen ein paar tolle Sachen mit PBM, dann operieren wir sie in 6-8 Wochen" und in Haus B "wat'n Zeugs? OP nächste Woche, kein Problem"
- keine Refinanzierung. Weder der Diagnostik, noch der Therapie und schon gar nicht der Logistik. Ferinject und Monofer als Eisenpräparate liegen bei knapp über €100/Ampulle, min 2 Ampullen/Patient. Plus Laborleistungen und Personalaufwand. Das musst du an EKs und Komplikationen erstmal einsparen. Möglich, aber dafür brauchst du ein exzellent organisiertes PBM und ein Controlling, was die (eingesparten) Sekundärkosten auch sieht und berechnen kann. Und das fängt teilweise übrigens schon da an, dass bestimmte Fachabteilungen bei prästationären Patienten nichtmal eine Routine-Labordiagnostik bezahlt bekommen.
- und du brauchst erstmal einen breiten Konsens auf Klinikebene was GF und Chefebene anbelangt.
Ich hab mich als Transfusionsverantwortlicher mit dem Thema im vergangenen Jahr sehr lange auseinandergesetzt und Leitlinien dazu geschrieben. Entweder du bist Uniklinik und machst das von ganz oben im ganz großen Stil (Frankfurt zB) oder du musst das langsam von unten aufbauen. Anders wird das erst, wenn das Standard wird und die Refinanzierung anders aussieht. Ich kenne nur ein grösseres Klinikum, welches das sonst wirklich gut realisiert hat, aber denen gehen die Kosten für i.v.-Eisenpräparate auch durch die Decke.
Spannend hierbei: Es gibt durchaus eine S3-Leitlinie "Präoperative Anämie". Auch da bin ich mal gespannt, wann die ersten Gutachter sich darauf berufen bei Transfusionskomplikationen...