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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1036
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    Zitat Zitat von Gersig Beitrag anzeigen
    Vielleicht ist das ja was für dich
    Die Veranstaltung fußt vermutlich auf dem SPIKES-Konzept.



  2. #1037
    Registrierter Benutzer Avatar von Rettungshase
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    Vielen Dank für eure wertvollen Hinweise. Den Artikel finde ich großartig.
    Das SPIKES-Konzept wurde bei uns im Studium gelehrt und als Orientierung finde ich es hilfreich.
    Der Kurs ist für mich leider örtlich etwas fern, aber prinzipiell sicher eine gute Sache.
    I can't fix stupid but I can sedate it.



  3. #1038
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    Genau wie Chillen mit Bazillen plädiere ich für kurze Sätze. Gegenüber "er ist verstorben" bevorzuge ich insbesondere im Rettungsdienst die aus meiner Sicht noch etwas härtere Aussage "er ist tot".

    Regeln, die ich dafür, insbesondere nach einer erfolglosen Reanimation habe:
    1) ich achte darauf, dass alle Anwesenden im Raum sind; nicht dass während des Gesprächs noch einer von der Toilette zurück kommt oder so.
    2) bzgl. des Settings setze / stelle ich mich der Person gegenüber, die für mich die zentrale Ansprechperson ist, weil es entweder der nächste Angehörige ist oder ich mit demjenigen zuvor schon geredet habe
    3) Ich stelle zuallererst noch einmal ausdrücklich klar, dass ich der (Not-)Arzt bin. Gelegentlich verwende ich dabei auch die Formulierung "verantwortlicher (Not-)Arzt", wobei das im Rettungsdienst nicht so wichtig ist. Auf der Intensivstation habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Begriff "Verantwortung / verantwortlich" schwierige Gespräche im Durchschnitt erleichtert. Allein die Tatsache, dass jemand sich als verantwortlich bezeichnet, scheint dazu zu führen, dass Leute sich ernster genommen vorkommen, größere Kompetenz unterstellen, insgesamt offener und entspannter sind. Man hat unterschwellig immer Angst davor, Verantwortung zu übernehmen, tatsächlich macht die Verwendung des Begriffs aber oft (nicht immer) die Dinge einfacher. Verantwortung hat man ja eh, egal ob man es sagt oder nicht. Bezüglich der Überbringung im Rettungsdienst finde ich einfach grundsätzlich wichtig, nochmal ganz klar zu sagen, dass man der Arzt ist.
    4) Dann der Satz "er ist tot" und danach PAUSE
    5) Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, den Angehörigen danach einige Fragen zu stellen. Statt (versuchte) Erklärungen zu liefern, lieber ein paar Fragen stellen. Wie der Tag so war, ob derjenige Beschwerden hatte. Oder nach früheren Vorerkrankungen zu fragen. Den Leuten scheint es enorm gut zu tun, wenn sie nach der Todesnachricht selbst reden können. Das braucht nicht mal lang sein. Einfach nur 2 Minuten lang noch paar Fragen stellen. Und etwaige Ängste / Selbstvorwürfe kommen dabei dann auch raus.
    6) Gelegentlich kommt das Thema "Beruhigungstbl." für den Angehörigen auf (oft von anderen Angehörigen, die dem engsten Angehörigen was geben (lassen) wollen. Da weise ich regelmäßig darauf hin, dass das eigentlich nicht empfohlen wird, weil es die Realisation des Todes erschweren kann und somit zwar im ersten Moment "schonend" wirkt, aber dafür hinterher die Trauerzeit unangenehmer macht. Ich sage den Leuten, dass es ganz schlimm ist, dass derjenige jetzt tot ist, und dass es aber für einen selbst auch wichtig sein kann, dieses Schlimme zu erleben. Die meisten wollen danach nichts mehr. Man kann darauf hinweisen, dass bei Bedarf auch später noch der KV-Dienst angerufen werden kann, oder man kann eine Tavor-Tbl. da lassen für den Fall, dass sie sie später nehmen wollen.

    Sehr wichtig ist, dass die eigentliche Nachricht, dass derjenige tot ist, wirklich ankommt. Gelegentlich formuliere ich auch ausdrücklich, dass das jetzt endgültig ist, aussichtslos, nichts mehr daran zu ändern. Generell: Bloß nicht zu viel labern. Es bleiben von viel Gelaber ganz andere Wortfetzen bei den Angehörigen hängen als man denkt. Klare - und wenige - Aussagen.

    Wenn es angebracht erscheint, weil die Angehörigen z.B. fragen, woran derjenige gestorben ist, und man das seriös ja oft nicht konkret beantworten kann, weise ich auf die Möglichkeit einer Obduktion hin. Wenn keine amtliche Obduktion stattfindet (z.B. bei nicht natürlichem Tod), gibt es ja immer noch die Möglichkeit einer von den Angehörigen beauftragten Obduktion. Eine solche kostet ca. 1.000 Euro und muß selbst bezahlt werden. Im allgemeinen nehmen Angehörige von dem Vorschlag recht schnell Abstand, aber ich glaube, manchmal ist es gut, das konkret anzusprechen, damit die Angehörigen dadurch selbst aktiv-emotional die Entscheidung treffen, dass es nicht wichtig ist, zu wissen, woran derjenige gestorben ist, und sich das nicht dauerhaft fragen.

    Im Rahmen der Verabschiedung vom Einsatzort frage ich die Angehörigen oft, ob wir gemeinsam zum Verstorbenen hingehen sollen. Dort verabschiede ich mich dann. Dieses gemeinsame Hingehen habe ich auf der Intensivstation immer gemacht und dann als Angebot in der Präklinik beibehalten.

    Edit: Danke auch an chillen mit Bazillen für den Artikel. Kannte ich noch nicht und fand ich auch sehr gut!
    Geändert von Pflaume (13.12.2019 um 23:50 Uhr)



  4. #1039
    Registrierter Benutzer Avatar von Rettungshase
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    Danke, dass du deine Erfahrungen hier teilst.

    Zitat Zitat von Pflaume Beitrag anzeigen
    Im Rahmen der Verabschiedung vom Einsatzort frage ich die Angehörigen oft, ob wir gemeinsam zum Verstorbenen hingehen sollen. Dort verabschiede ich mich dann.
    Wie bitte schaut es denn aus, wenn es sich um einen nicht-natürlichen Tod handelt? Dürfen die Angehörigen den Toten anfassen, wenn jemand dabei ist?
    I can't fix stupid but I can sedate it.



  5. #1040
    Diamanten Mitglied
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    Ich bevorzuge auch Aussagen wie "Patient ist tot." Das versteht jeder. Das Schlimmste was man in der Situation machen kann ist sich missverständlich ausdrücken. Oder Hoffnung schüren wo keine ist. Es braucht klare Aussagen.

    Wobei bei mir aufgrund meiner Sozialisation auch in irgend einer Form eine Formulierung anbringe in der ich ausdrücke, dass ich nun nur noch mein Beileid aussprechen kann. Vielleicht ist dies auch noch eine gewisse Verstärkung der Satzes davor. Damit macht man nochmal klar, dass es nicht mehr darum geht über das Leben zu sprechen, sondern dass man nun über den Tod spricht.

    Ich hab das Gefühl dass Angehörige auch oft noch beschäftigt ob der Verstorbene zum Schluss noch Leiden musste. Also jetzt im Krankenhaus. Draußen, wenn man nur schnell dazu kommt, ist das anders. Das ist im Krankenhaus ein größeres Thema.
    Draußen ist es immer wieder ein Thema ob sie nicht früher den Notarzt hätten rufen sollen. Und man kann da versuchen den Leuten diese Angst was falsch gemacht zu haben zu nehmen. Sie haben ja letztlich den Notarzt gerufen. Also haben sie eigentlich das Richtige gemacht... oder so...



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