Studium - Aufbau - Teilzeit

[Ammelly]

Hallo!

Vor meinem Vorstellungsroman möchte ich meine Frage stellen (dann braucht ihr nicht alles lesen, wenn es zu viel ist.) : Also mich interessiert, wie man das Medizinstudium aufbauen kann. Ist es möglich das Pensum, das für ein Semester gedacht ist, in zwei Semestern zu machen?
Ist das organisatorisch und von der Uni her erlaubt / möglich? Kann man die Scheine so würfeln, wie es zur Jobplanung passt? Wie viel Zeit nehmen Praktika in Anspruch?

Kurz nur zu mir: Ich bin 36 Jahre alt, verheiratet, gelernte Kauffrau, arbeite derzeit als Pflegehilfskraft in einem Altenheim. Dies macht mir viel Freude, ist mir aber irgendwie „zu wenig“. Daher überlege ich, ob ich nochmal Ehrgeiz entwickeln, und etwas mehr machen sollte.

Ich könnte natürlich einfach eine Ausbildung zur Altenpflegerin machen, was auch sehr anspruchsvoll ist... aber ich erinnere mich, dass ich vor etwa 15 Jahren schon einmal überlegt hatte, Medizin zu studieren, weil mich das Thema Gesundheit interessiert.

Aus finanziellen Gründen käme ein Studium für mich nur in Frage, wenn ich es über die Regelstudienzeit hinaus strecken, also etwas langsamer studieren könnte, da ich nebenbei Geld verdienen müsste. Wie das allerdings während den unbezahlten Praktika und insbesondere im PJ gehen soll, ist mir noch schleierhaft. Wenn ich aber schon mal wüsste, wie sich das Studium organisieren lässt, wäre ich schon einen Schritt weiter. Wie ist es mit dem PJ – bekommt man da gar kein Geld? Wovon leben denn da Studenten, die kein Bafög bekommen, und von zu Hause nicht unterstützt werden?

Ich weiß, daß es ähnliche Fragen hier schon tausendmal gibt... vielleicht würden mir aktuelle Erfahrung helfen....


Grübelnde Grüße,
Ammelly.

[SuperSonic]

Hallo,

leider ist das Medizinstudium äußerst verschult. An meiner Uni werden die Studenten kurz vor Semesterbeginn automatisch in die jeweiligen Gruppen eingeteilt, darauf hat man keinen Einfluss. Mit Tauschpartner kann man zwar prinzipiell die Gruppe tauschen, aber das ist alles nicht so einfach, wie man es sich manchmal wünschen würde. Quasi Null Flexibilität also. Es gibt andererseits aber auch Unis (na gut, ich kenne konkret nur die eine), an denen man bestimmte Veranstaltungen buchen und sich so relativ flexibel seine Stundenpläne selber zusammenstellen kann (zumindest im klinischen Abschnitt des Studiums).

Prinzipiell kann man sich rechtzeitig vor Semesterbeginn von Pflichtveranstaltungen abmelden und diese in einem anderen Semester nachholen. Ob das immer so sinnvoll ist, hängt vom verbleibenden Stundenplan und der Arbeitsstelle ab.

Gefühlte 3/4 des Studiums bestehen aus anwesenheitspflichtigen Veranstaltungen (Seminare, Tutorials, Praktika, Unterricht am Patienten... eigentlich alles außer Vorlesungen). An Fehlzeiten toleriert werden dabei in der Regel maximal 10 %.

In Deutschland sind das dreimonatige Pflegepraktikum, die viermonatige Famulatur und das Praktische Jahr in aller Regel unbezahlt. Ganz wenige Krankenhäuser bieten mittlerweile eine Art "Aufwandsentschädigung" für PJler in Höhe von maximal 400 € im Monat an. In diesen Zeiten müsste man als "Oldie" wohl auf Rücklagen, Unterstützung durch Partner oder Familie oder notfalls eben auf Kredite zurückgreifen (oder sich tagsüber im Praktikum und abends/nachts/am WE in einem entsprechenden Nebenjob kaputtarbeiten...).

Gruß
SuperSonic

[Cosma]

Huhu,

man kann, aber offiziell vorgesehen ist es nicht.

Und letztlich ist das Pensum von Uni zu Uni so verschieden, daß Du Dich am besten mal beim zuständigen Dekanat erkundigst.

Ich selbst habe versucht mit fortlaufendem Semester fast alles pflichtmässige durchzuziehen (weil einem auch der Spaß auf der Strecke bleibt wenn man gerade Freunde gefunden hat und die dann nach ein paar Monaten weiterziehen ...), habe aber Klausuren liegen lassen die ich dann mit entsprechenden Fristen nach und nach nachholen muß.

Ist alles ein bisschen ein Krampf, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg !
Erkundige Dich also am besten nach den konkreten Regeln (was muß man haben bevor man was macht und bis wann muß man fehlendes nachgeholt haben) - es gibt auf jeden Fall Spielräume und man wird nicht gleich exmatrikuliert wenn man aus besonderen Gründen nicht volles Pensum schafft !

LG

Cosma

[konstantin]

Hallo Ammelly!

Das Problem ist nicht das Stoffpensum an sich (das kann man sich auch gut zu Hause reinpauken), sondern die staendigen Pflichtveranstaltungen (Praktika, Seminare, usw.), bei denen man oft nicht mehr als ein oder zwei Termine versaeumen darf (sonst gibt's halt keinen Schein...).

Bei uns war es im ersten Semester relativ harmlos. Etwa 8-10 Wochen am Stueck gab es halt je Dienstags, Mittwochs und Donnerstags ein Praktikum am spaeten Nachmittag. Die Vorlesungen sind morgens, aber auf die kannst du noch am ehesten verzichten.

Leider kann man sich an meiner Universitaet aber auch nicht aussuchen, wann man was machen moechte (ich kenne das zum Beispiel vom Bachelor meiner Freundin, die sich vor jedem Semester selbst aussuchen kann, wann sie welche Veranstaltung "buchen" moechte). Man wird zu Beginn des Studiums in eine Seminargruppe gesteckt und muss dann die entsprechenden Termine wahrnehmen. Eine Klausur "aufschieben" geht auch nicht - wer nicht erscheint, ist durchgefallen. "Krank" gibt's nur mit Attest vom Amtsarzt.

Wie es in den hoeheren Semestern ist, weiss ich nicht, aber bei uns gibt's im 2. Semester die gesamte Anatomie auf einem Haufen inkl. Präpkurs - alleine für den Präpkurs gibt es 3 Pflichttermine die Woche von je 4 Zeitstunden, dann noch ein zweistuendiges Psychologieseminar und so weiter... Sicherlich kann man mal einen Termin tauschen, wenn man dem Dozenten eine liebe Mail schreibt, aber mehr ist da echt nicht drin...

Theoretisch koenntest du im ersten Fachsemester zum Beispiel nur eine Haelfte der Veranstaltungen besuchen und im dritten dann die andere - aber das ist auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden und geht auch nur bei den Universitaeten, die eine Kurswiederholung erlauben. Und bei so Geschichten wie dem Präpkurs sind es halt hunderte Stunden, bei denen Anwesenheit Pflicht ist...

Vom tatsaechlichen Zeitaufwand kommst du wahrscheinlich nie ueber 20 Stunden Anwesenheitspflicht in der Woche, aber du kannst dir halt nicht aussuchen, wann.

Liebe Gruesse,
Konstantin

[KatevanRuska]

Hallo Ammelly,

mein Freund ist im letzten halben Jahr seines Medizinstudiums (32 Jahre alt) und ich beginne erst jetzt im WS 2011 (ich bin 28 Jahre alt). Ich werde auch meinen unbefristeten&sehr gut bezahlten Job kündigen um zu studieren.
Ich habe das Glück elternunabhängiges Bafög zu erhalten und lege mir jetzt von meinem Gehalt noch einiges zur Seite bis ich kündige.( Bafög-Info für dich: http://www.bafoeg-rechner.de/FAQ/elternunabhaengig.php).
Mein Freund hat allerdings nichts erhalten und hat im Citti (ähnlich wie Metro) 80 Stunden im Monat gearbeitet. Jeden Donnerstag/Freitag Spätschicht und jeden Samstag. Spätschicht begann um 17h, wenn er früher konnte, hat er früher angefangen und hat 750 Euro verdient und 100 Euro pro Monat noch beim Plasmaspenden. Mit 850 Euro konnte er gut überleben und durch die Arbeitszeiten war er nie gezwungen Vorlesungen oder Praktika zu verpassen. Man kann, mit guter Organisation, also beides schaffen. 3 Monate Pflegepraktikum und abends und samstags sich etwas dazuverdienen.

ich wünsche dir viel Erfolg und finde es sehr mutig, dass du das machen möchtest. Viele in meinem Umfeld verstehen nicht, dass ich mir sowas mit 28 noch mal "antue", da ich schon ein Studium absolviert habe, aber es ist nie zu spät, sich Wissen "anzutun" !
Ich drücke dir die Daumen
LG
Kate