Ich finde es bedauerlich und unvernünftig, dass die Wartezeitquote de facto abgeschafft wird. Dass die Talentquote jetzt auf Kosten der Abiturbestenquote halbiert wird, bestätigt meine Befürchtungen, dass diese Quote nie ernst gemeint war.
Und im Endeffekt wird wahrscheinlich auch das eine effektive Abiturbestenquote sein.
Das heißt, den althergebrachten Werdegang "Durchwachsenes Abitur, Wartezeitüberbrückung mit medizinischer Ausbildung, anschließend dann aber eben doch in Regelzeit oder marginal drüber durchziehen" wird es in der Zukunft nicht geben.
Und ich persönlich bin der Meinung, dass das insgesamt ein Verlust für die Ärzteschaft ist.
Man hätte es ja einfach dabei belassen können, dass Wartesemester nur zählen, wenn man sich auch mindestens einmal jährlich bewirbt, und dass eben ab der ersten Bewerbung gezählt wird. Und dass medizinische Ausbildungen in dieser Quote zusätzlich Punkte geben.
Aber der MFT war ja seit Jahren auf einem Kreuzzug gegen die Wartezeitquote. Jetzt haben sie es endlich geschafft.
https://www.volksstimme.de/sachsen-a...landarzt-quote
inkl. Strafzahlung bei Vertragsbruch
Bin mal gespannt, wie das in der Zukunft wird - was ist, wenn der Landarzt heiratet und der Partner in einer ganz anderen Ecke arbeitet? Kann man den Arzt dann zwingen, eine Fernbeziehung zu führen? Soweit ich weiß, ist das bei anderen Berufen eben nicht im Vertrag geregelt, sondern ergibt sich wenn dann so auf freiwilliger Basis oder wie man das auch immer ausdrücken mag...
Ganz nett ist auch der Passus, dass man sich nicht mal selbst aussuchen darf, in welchem Dorf man dann mal landet.
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Ich finde das überhaupt nicht verwerflich - man hat einen geldwerten Vorteil im Austausch gegen ein vertragliches Versprechen bekommen. Wenn man dieses nicht einhalten kann oder will, kauft man sich halt aus seinem Vertrag frei. Ist ja möglich. Niemand wird also gezwungen eine Fernbeziehung zu führen. Dieses Modell ist in Nordamerika (zur Tilgung von Studienkrediten - da geht es um noch höhere Summen als bei der Landarztquote - sowie in Kanada für auch Assistenzärzte, die im Ausland studiert haben) gang und gäbe. Inklusive "Ablösesummen", wenn Region A einen Arzt mit Vertrag aus Region B loseisen will. Dieses Modell ist in ganz anderen Bereichen (subventionierte Handys) auch bei uns durchaus üblich - dort geht es zwar um kleinere Beträge, aber die Grundkonstellation ist exakt dieselbe.
Problematisch wird es IMHO erst dann, wenn das passieren wird, was absehbar ist, nämlich dass sich Leute zuerst auf diese Art und Weise einen Studienplatz organisieren, und dann nachher unter irgendeinem Vorwand (am besten noch mit Bezugnahme auf Grundrechte) versuchen, sich ihres Versprechens zu entziehen. Ist IMHO nur eine Frage der Zeit, bis das ein gewisser Typ Mensch probieren wird.
Viel flexibler, und viel besser für die Ärzteschaft, wären natürlich einfach prozentuelle Fallwertsteigerungen für ländliche und/oder unterversorgte Regionen. Aber nachdem die Landarztquote für die Länder viel, viel billiger ist, ist klar, warum sie zur Zeit so beliebt ist.