Spannende Themen.
Zu den Vitaminen: Mir ist keine Studie bewusst, die einen positiven Effekt von Vitamin E-Substitution gezeigt hat. Das wurde mal in Rahmen von RCTs zur Prävention von Anämie untersucht, aber viel Evidenz habe ich nicht gefunden. Insofern bin ich ganz happy, dass wir das nicht machen (mir sind diese Kombi-Präparate immer schon etwas suspekt).
Zur Frauenmilch: Ja, wir nutzen sie regelhaft und haben seit Ewigkeiten eine Muttermilch-Sammelstelle. Die meisten unserer Spenderinnen sind Mütter frühgeborener Kinder. Für alle Frühgeborenen geben wir die erste Nahrung als Frauenmilch (Mikrobiom) im Alter von 6 Lebensstunden. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, welche Kinder es weiter erhalten, definitiv alle < 1500g, kann aber auch < 34 SSW sein. Wir haben sowohl pasteurisierte als auch rohe Frauenmilch (abhängig von der Bakterienkonzentration). Die rohe wird den extrem unreifen Frühgeborenen gegeben und ist tatsächlich sehr kostbar (weil selten). Durch pränatale Stillgespräche und seitdem die Mütter auf Station am Inkubator Milchpumpen nutzen können und ihre frische Milch auf Station abgeben (und nicht in der Milchküche), sehen wir deutlich früher ausreichende Mengen an eigener Muttermilch. Meist haben unsere Kinder an Lebenstag 8 nur noch eigene Muttermilch (i.d.R. 80-100%).
Man muss mit Frauenmilch aufpassen, dass das Abpump-Management der Kindesmutter nicht in den Hintergrund tritt. Positive Effekte in der Literatur betreffen v.a. NEC, aber auch andere Mikrobiom-Effekte. Man muss nur aufs Wachstum aufpassen wenn man langfristig Frauenmilch gibt, weil die Frauenmilch meist weniger kalorienreich ist.