Hallo, Milz,
klar, jeder hat auch gerne Freizeit, aber zwölf Stunden pro Tag ist meiner Meinung nach in der Patho-Weiterbildung phasenweise doch eigentlich völlig normal. Geht doch gar nicht anders, sich das ganze Zeug draufzuschaffen, auch wenn es zugegebenermassen manchmal hart ist. Man kann ja z.B. bei großen Tumorfällen nicht jeden einzelnen Schnitt dem OA/Chef zeigen, d.h. man muß den Fall zumindest in groben Zügen selbst erarbeiten, was natürlich immens Zeit kostet, so lange man noch keine Routine hat. Und man muss ja den Katalog vollkriegen, sechs Jahre sind ja eher kurz bemessen für den Facharzt. Das Ziel auf Dauer ist natürlich schon, die Tagesarbeitszeit familienverträglich zu gestalten.
Viel wichtiger als ein pünktlicher Feierabend ist m.E. ein Institutsklima der gegenseitigen Wertschätzung und daß man das Gefühl hat, an einem Strang zu ziehen (auch wenn natürlich überall mal Reibereien auftreten können). Wenn das ganze dann nach ein paar Jahren vielleicht noch durch eine (steigende) Poolbeteiligung versüsst wird, steigt auch die Laune, weil man sich dann nicht mehr so ausgenutzt fühlt. Wenn diese Faktoren natürlich fehlen oder im Gegenteil ein Konkurrenzmässiges Klima selbst unter den Assistenten herrscht, ist natürlich das Maß schnell voll.
Das mit der Forschung ist natürlich völlig blöd, wenn man es nicht aus eigenem Antrieb macht. Mich störte an der Uni auch immer die Erpreßbarkeit, weil man sich ja immer von einem Zweijahresvertrag zum nächsten gehangelt hat (zumindest damals, als es noch Bewerber im Überangebot gab). Für mich war die Konsequenz, der Uni den Rücken zu kehren.
Das mit der Rechtsmedizin halte ich in mehrerlei Hinsicht für einen Holzweg: erst mal bringt ein Jahr ja nix, wenn man gerade eingearbeitet ist, geht man schon wieder. Zweitens gibt es das ja bis auf einige wenige kommunale Institute nahezu ausschließlich an der Uni, und da muß man natürlich wieder forschen. Vom von Relaxometrie angesprochenen Bonner Institut weiß ich z.B., daß Prof. Madea großen Wert auf Forschung legt, das hat er mir selbst gesagt, als ich mal vor vielen Jahren bei ihm war, als ich auch mit dem Gedanken spielte, in die Rechtsmedizin zu gehen.
Drittens ist es so, daß zwar in der Patho die Nächte und Wochenenden frei sind, weil die Messerschwinger dann keine Schnellschitte brauchen. Die für die Rechtsmedizin relevanten Messerstecher halten sich aber leider nicht an sozial verträgliche Arbeitszeiten, d.h. man hat dann schon Bereitschaft und muß nachts und an den Wochenenden raus, entweder zum Tatort oder irgendwelchen Suffköppen Blut abnehmen.
Ich würde die Zähne zusammenbeissen, bleiben und möglichst viel mitnehmen und mich locker und ohne übertriebene Eile nach Stellen im Ärzteblatt umgucken. Wenn man partout in der Region bleiben will, kann es natürlich dauern. Ein Tipp wäre eventuell auch der Berufsverband, sie müssen denen ja nicht unbedingt beim Nachfragen unter die Nase binden, in welchem Laden Sie jetzt gerade sind. Irgendwann wird sicher eine Stelle ohne Forschung in einem größeren Städtischen Haus dabeisein. Die Zukunftsaussichten für Pathologen sind doch super, da würde ich jetzt nicht Zeit in einem anderen Fach verplempern.
Gruß, Doc Rock