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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo,
    ich befinde mich derzeit im letzten PJ-Tertital und langsam muss ich mir dann doch überlegen in welcher Abteilung ich mich bewerbe.

    Ich habe als Wahlfach Psychiatrie gemacht und mir hat es eigentlich sehr gut gefallen. Die Patienten und Krankheitsbilder sind spannend, man hat meistens genügend Zeit für die Patienten, der Patientendurchlauf ist gering (demzufolge kein täglicher Kampf mit gefühlten 100 Briefen), die Dienstbelastung scheint relativ gering zu sein. Die Fachärzte gingen abends im Dienst nach Hause (Uniklinik) und hatten nur Rufbereitschaft. Außerdem, und das ist mir besonders wichtig, ist aufgrund der geregelten Arbeitszeiten Forschung nebenbei anscheinend gut möglich. Der Konkurrenzkampf schien gering (rel. wenige waren an Forschung interessiert trotz Uniklinik) und bei gutem Personalstand blieb auch während der Arbeitszeit hier und da mal Zeit etwas für die Forschung zu tun oder auch gut, um mal im Fachbuch was in Ruhe nachlesen zu können und - sehr angenehm - Mittag essen zu gehen.

    Da ich während des Psychiatrietertials nicht auf der geschlossenen tätig war, wurde es mir manchmal etwas langweilig. Notfälle gab es eigentlich nicht, invasive Tätigkeiten gab es auch keine. Hauptsächlich hat man den Tag mit Visiten, Aufnahmeuntersuchungen und hier und da Gesprächen verbracht. Irgendwie hat mir etwas die Action gefehlt ;) Ich war zwei Tage zwischenzeitlich auf der geschlossenen, da habe ich gemerkt, dass da gefühlt alle halbe Stunde ein Arzt irgendwo akut benötigt wurde - es kann also logischerweise auch anders sein. Nichtsdestotrotz haben mir zumindest auf meiner Station die kleinen netten invasiven Tätigkeiten (Braunülen, Punktionen), technischen Errungenschaften (Sonographie) und Laborinterpretationen gefehlt. Die Diagnose wurde halt - im Gegensatz zur Inneren - oft nur an Hand des Gesprächs (und der Ausschlussdiagnostik gestellt). Die Spannung (hat der Pat. vielleicht sogar eine PSC? Eine Hep. C? Oder ist die Hepatitis doch infektassoziiert?), die die laborchemische Diagnostik oder auch der Blick auf das Sonogerät, das EKG oder bei der Endoskopie ermöglichen, hat mir irgendwie gefehlt. Die paar wenigen offensichtlichen Sachen (EEG, Lumbalpunktionen) wurden von Neurologen gemacht.

    Nachdem ich die Abwechslung in der Gastroenterologie gesehen habe, die man als späterer Facharzt so haben kann (verschiedene Endoskopien mit diagnostischen und vielerlei therapeutischen Möglichkeiten, Spezialsprechstunden, Visiten, Notaufnahme), habe ich mich manchmal gefragt, was machen eigentlich die Oberärzte in der Psychiatrie so? Neben Verwaltungskram, Forschung und Lehre, wahrscheinlich "nur" Visiten und Sprechstunden. Oder täusche ich mich (ich lasse mich gern eines Besseren belehren).

    Obwohl mir die Innere aus oben genannten Gründen derzeit mehr zusagt, schrecken mich doch die Arbeitszeiten (Überstunden), Dienste (auch als Facharzt) und schlechte Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und Forschung doch ab. Das alles spricht für Psychiatrie. Und die Tatsache, dass man mit Labor (außer Ausschluss, Nebenwirkungen suchen und Spiegelkontrollen) in der Psychiatrie nicht so viel zu tun hat, führt auch dazu, dass man sich wahrscheinlich jeden Tag freut nicht wie auf Inneren 100 Blutabnahmen machen zu müssen. Auch jede invasive Tätigkeit, die Spaß macht, kostet natürlich Zeit, fällt in der Psychiatrie natürlich weg.

    Sorry für den langen Text. Falls es wer bis hierher geschafft hat, freu ich mich über jegliche Anregungen, Richtigstellungen etc. pp.! Liebe Grüße



  2. #2
    Registrierter Benutzer
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    Hi,
    also erst mal kenn ich Psychiatrien, die LPs und z.B. EKT und sowas machen, das ist schon auch ein bissl invasiv ab und zu, hängt wohl vom Haus ab.
    Wenn du schwankst: Ein Jahr Innere ist nie verkehrt und würde dir auch für die Psychiatrie viel bringen, denke ich. Gerade intoxikierte Patienten oder geriatrische Patienten haben ja auch internistische Probleme, die einem in der Psychiatrie begegnen können. Und ein EKG (QT-Zeit-Messung) sollte man ja auch lesen können. Insofern kannst du da nur sinnvolles Wissen gewinnen. Eventuell gefällts dir, dann bleibst du bei der Inneren, wenn du aber merkst, dass doch die Psychiatrie eher deine Welt ist, dann wechselst du und kannst ne Menge Sachen wertvoll einbringen.
    Die Zeitfrage (ich mach selbst Innere) ist nicht wegzudiskutieren und stellt je nach Fokus ja ein wichtiges Argument dar.



  3. #3
    Platin-Mitglied Avatar von LasseReinböng
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    Meine ehemaligen Kommilitonen in der Psychiatrie sind mit ihrer Arbeit alle sehr zufrieden und würden nicht wechseln wollen, stellen aber auch gelegentlich fest, daß sie sich manchmal nicht mehr wie "richtige Ärzte" fühlen. Das bisschen Somatik was man macht, ist eben nicht sehr viel.
    Dark humor is like food - not everyone get's it (Joseph Stalin)



  4. #4
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    Als Oberarzt in der Psychiatrie masst du auch nicht viel anderes. Meist machst du neben Visiten, eher "Spezialsachen", wie EKT, und bist häufig für die Ambulanz zuständig. Ist halt geschmackssache. Internisten leiden halt oftmals darunter, wenn sie nicht technikaffin sind, dass die eigenen Untersuchungen so wenig zählt. soll alles abgesichert sein mit 1299 Untersuchungen. Genau dass ist in der Psychiatrie anders, du machst zwar ausschlussdiagnostik, aber letzendlich machst du eine saubere Anamnese, Beobachtung und Befunderhebung und machst daraus eine Diagnose und hast nebenbei bei den oft monatelangen Verläufen auch eine "hausärztliche" Tätigkeit, Husten Schnupfen, Heiserkeit, Allergien und den ganzen Krimskrams. In der Medikation überschneiden sich die Fächer, Internisten und zumindest die "guten" Psychiater kennen sich mit der Medikation gut aus. Ich finde es ein sehr schönes Fach, man muss es aber mögen. Und wie Mondschein schon sagt, im Zweifel ein Jahr innere und dann weiter sehen.



  5. #5
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    Für die somatischen Dinge in der Psychiatrie braucht man keine Zeit in der Inneren. Wenn man im Studium aufgepaßt hat und ansonsten bereit und in der Lage ist, sich selbständig fortzubilden, reicht das völlig aus!
    Ansonsten sollte man kein Fach wählen, nur weil es bestimmte Unannehmlichkeiten nicht beinhaltet, sondern sich ganz klar darüber sein, was man an diesem Fach schätzt. Leute, die sich in der Psychiatrie nicht als Arzt fühlen, haben etwas Wesentliches nicht verstanden, nämlich daß gute Anamnese, Krankenbeobachtung, aber auch die Nutzung des eigenen Seelischen als Diagnostik- und Therapieelement (erfordert umfangreiche Supervision, Selbsterfahrung, Balintarbeit) ureigenste ärztliche Tätigkeiten sind.



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