Hallo,
ich bin vor wenigen Tagen zufällig über dieses Oldie-Forum gestolpert und habe die Beiträge anderer User mit großem Interesse gelesen.
Dennoch sind einige Fragen offen geblieben - ich bin nämlich kein Oldie, sondern ein Ur-Oldie.
Schon mit knapp 8 Jahren war mir sehr klar, was ich einmal werden möchte: Mediziner!
Wenn ich schon nur ein einziges Leben habe, dann wollte ich in diesem auch den wichtigsten Beruf ausüben. Oder würde jemand lieber zusammen mit Förstern, Steinmetzen, Steuerberatern, Richtern, oder Pastoren auf einer einsamen Insel ausgesetzt werden? Möglicherweise wäre es mit Pastoren ja lustiger, aber was tun, wenn die ersten Zipperlein auftreten? Wegbeten?
So hing ich schon mit knapp 10 Jahren in medizinischen Buchhandlungen herum und schmökerte in Ärzteliteratur wie dem 3-bändigen Voss-Herrlinger Anatomie-Atlas, während Gleichaltrige die spannenden Geschichten von Enid Blyton's "5 Freunde" oder von "Old Shatterhand" und "Winnetou" verfolgten.
Um es kurz zu machen. Meine Eltern ließen mich nicht aufs Gymnasium - da half weder Heulen noch Zähneknirschen... und auch meine Lehrer konnten meine Eltern nicht beeinflussen. Hinzu kam, dass man zu dieser Zeit (den 60-ern) erst mit 21 Jahren volljährig wurde. Mit 24 bekam ich als "Härtefall" eine Sondergenehmigung des Kultusministeriums, ohne Abitur in NRW ein Nicht-Numerus clausus-Studium aufzunehmen. Ich studierte Ingenieurwissenschaften (Elektrotechnik) und wollte mit dem Diplom ("Sehr gut") als Hochschulzugangsberechtigung im Alter von knapp 27 Jahren Medizin als Zweitstudium studieren. Eine inzwischen aufgetretene, im Anfangsstadium äußerst schmerzhafte rheumatische Erkrankung (Morbus Bechterew) samt der Prognosen einiger Ärzte, die Horrorgemälde mit Rollstuhl etc. an die Wand malten, ließen mich den Studiumswunsch verschieben und in den Beruf als Dipl.-Ing. eintreten.
Aber alle Versuche, zu verdrängen, halfen nichts; der Wunsch, Medizin zu studieren, brennt um so mehr in mir, je älter ich werde. Inzwischen bin ich knapp über 50, längst pensioniert und könnte bis ans Lebensende Rosen züchten und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Ich habe viele Hobbys, tobe mich auf etlichen Gebieten aus und habe dennoch den Eindruck, dass dieses alles nur Ersatzbefriedigungen für die eine Beschäftigung sind, zu der es mich ständig treibt, der Beschäftigung mit der Medizin. Wenn ich schon nicht mehr als Mediziner tätig sein kann, so möchte ich doch ein Medizinstudium bis zum ersten Abschluss (Approbation?) absolvieren.
Hierzu einige Fragen:
1. Gibt es eine obere Altersgrenze für die Zulassung zum Medizinstudium? Ich meine, so etwas einmal vor Jahren gelesen zu haben (Altersgrenze: 53 oder 55 Jahre), finde im Internet aber keinen Hinweis mehr darauf.
2. Werden für das Medizinstudium gute Latein- und/oder Englischkenntnisse benötigt?
Da ich nie ein Gymnasium besuchte, habe ich keinerlei Latein- und nur spärliche Englischkenntnisse (verstehe alles, kann aber mangels engl. Grammatikkenntnisse nur fehlerhaft formulieren). Mit der medizinischen Terminologie hätte ich wohl keine Schwierigkeiten, Zungenbrecher wie "musculus sternocleidomastoideus" für den "Kopfdreher" gehen mir dank meiner Kindheitserfahrungen als Leseratte jedenfalls problemlos über die Lippen
3. Könnten mir bis zum Abschluss des Grundstudiums an irgendeiner Stelle "altersbedingte" Steine in den Weg gelegt werden, z.B. ich wegen meines Alters keine AIP-Stelle bekommen und mir damit die Approbation verunmöglicht werden?
4. Das Studium der Elektrotechnik habe ich als Einzelkämpfer erlebt. Reines Wissen wurde in Prüfungen nicht abgefragt und so gab es auch keinerlei Faktenpauken und gegenseitiges Abfragen in irgendwelchen Gruppen.
In der Medizin soll in sog. Lerngruppen gepaukt werden. Werden diese Gruppen von aussen gebildet oder bilden sich diese selbst? Welche Chancen hat man da als Ur-Oldie, in eine solche Gruppe integriert zu werden? Gibt's gar Katzentische für Ur-Oldies? ;)
5. Wie schon beschrieben bin ich körperlich angeschlagen. Der Morbus Bechterew ist zum großen Teil ausgebrannt (krummer Rücken dank etlicher Syndesmophyten zwischen den großen Wirbelkörpern), aber hier und dort zwickt es schon noch. Schmerzen lassen sich mit Indometacin (früher im Medikament "Amuno") gut in den Griff bekommen, Nebenwirkung: leichte zentralnervöse Störungen wie z. B. Müdigkeit.
Wie groß ist die körperliche Belastung und über welchen Zeitraum (Monate, Semester, Jahre) erstreckt sich diese?
Wie wird die klinische Zeit überhaupt von Studenten bewältigt, die in der einen oder anderen Form körperlich behindert sind, oder gibt es diese Studenten erst gar nicht in der Medizin?
Ich würde mich sehr darüber freuen, die eine oder andere Antwort auf meine Fragen zu bekommen.