Nein. Die Amblyopie entsteht, vereinfacht gesagt, dadurch, dass das Gehirn von früh schielenden Kindern eben nicht doppelt sehen möchte. Also blendet das Gehirn den zentralen Seheindruck des schielenden Auges aus, der das nervige Doppelbild verursacht. Damit „übt“ das Gehirn für dieses Auge aber das Sehen nicht - was bei Kindern aber zwingend zur Entwicklung gehört. Daraus entsteht die Amblyopie, die übrigens im Englischen sehr viel passender „Lazy eye“ genannt wird. Mit dem Abkleben zwingt man das „faule“ Auge zum Sehen und das Gehirn zum Üben. Täte man das nicht, wäre dieses Auge zu wenig zu gebrauchen. Selbst wenn einzelne Buchstaben/Zahlen/Bilder beim Sehtest erkannt werden und der Visus scheinbar bei 0,4 oder 0,5 liegt - amblyope Augen sind ganz oft kaum lesefähig, weil zum „Üben“ auch das Lernen gehört, eng beisammen stehende Objekte voneinander zu trennen.
Am Schielen selbst ändert das Kleben nichts. Gar nichts. Null. Ach doch: Wer vorher mit einem Auge schielte, wird bei guter Okklusionstherapie abwechselnd mit rechtem und linkem Auge schielen. Abwechselnd ist super!
Man stellt mir der OP nur die Augen parallel zueinander. Rein mechanisch. Da es aber kein beidäugiges Sehen gibt (ein Auge wird auch nach der OP immer noch das „sehende“ sein… gerne auch abwechselnd rechts und links, aber nie gleichzeitig), ist dem Gehirn letztlich ziemlich egal, wie die Augen stehen. Deshalb kann es zu Rezidiven des Schielens kommen.
Das jetzt mal als sehr, sehr grobe Erklärung.